Unser Pferdehof

...Alles begann mit dem Traum vom eigenen Pferd im Jahre 1992 ...

 

Alana, eine 12-jährige Traberstute, tauschte Sulky gegen Freizeitsattel und ging in unseren Besitz über. Mit stolz geschwellter Brust gehörten wir nun zu denjenigen, die von sich behaupten: Früher hatte ich Zeit und Geld, heute habe ich ein Pferd!

 

 

 

 

Alana schaffte es, unser Herz für sich zu gewinnen.

Nicht lange und auch die engsten Freunde wurden vom Pferdevirus befallen: Mit einigen anderen ausgedienten Renn- und Freizeitpferden kam Alaska auf den Hof. Wie gesagt: Sie kam, sah und siegte. Schnell das Geld beschafft und zugeschlagen – ehe ein anderer auf die Idee kam, diese entzückende Vierjährige sein Eigen zu nennen.

Vielleicht sollte man bereits an dieser Stelle erwähnen, dass wir alle nicht die geringste Ahnung vom Reiten und der Pferdehaltung hatten – mal abgesehen von einer gewissen „Pflegemädchen-Zeit“ in frühester Kindheit oder Jugend und den Aufenthalten auf diversen Reiterhöfen in den Ferien. Gott sei Dank waren diese Tiere Kummer gewohnt und nahmen gelassen hin, was immer wir mit ihnen anstellten – natürlich stets nach bestem Wissen und Gewissen.

Alles war für uns gut, wie es war – wäre da nicht plötzlich diese imposante junge Braune aus dem Nichts aufgetaucht, die, neben einigen anderen kleineren Delikten, einem Mann den rechten Fuß zerschmetterte und eine Frau beinahe um ihre Weiblichkeit brachte, uns aber sofort den Kopf verdrehte: Dorina! Schon mit zwei Hufen auf dem Schlachtpferdetransport wurde dieses Tier erst dauerhaft „gemietet“ und schließlich gekauft.

Es war gerade jenes Pferd, das uns zu einem ersten „Umdenken“ veranlasste. Eine Reihe von Problemen führte dazu, dass wir den doch recht großen Pensionsbetrieb verließen und mit unseren nun drei Pferden in einen kleinen, netten Stall in Bottrop-Kirchhellen einzogen.
Mittlerweise schrieben wir das Jahr 1998. Unsere reiterlichen Fähigkeiten hatten sich verbessert und auch begriffen wir, was Pferde brauchen, um sich rundum wohl zu fühlen. Allerdings waren es gerade die schmerzhaften Erfahrungen, die nun auch die Basis des für den Tierhalter notwendigen medizinischen Fachwissens bildeten.

Im März ´98 mussten wir Alana aufgrund einer chronischen Niereninsuffizienz über die Regenbogenbrücke schicken. Zurück blieb eine leere Box und große Trauer.


Pferde gehen, Menschen kommen; Ehen werden geschlossen, Pferdemädels werden zu Müttern und Zeit will nun noch besser eingeteilt sein. Ein Pensionsstall, der vor dem logistischen Super-GAU bewahrt, war doch genau das Richtige, oder?


Echte Pferdemenschen werden verstehen, warum wir zunächst noch eine leere Box teuer bezahlten. Kein anderes Pferd sollte hier wohnen dürfen.

 So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Vinia, ein noch nicht zweijähriger Reitpony-Rüpel, im Mai desselben Jahres in jene Box einzog. Es kann doch wohl nicht so schwer sein, ein junges Tier auf das Leben als Reitpferd vorzubereiten? Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall!


Gleichzeitig gärte in uns allen der Wunsch nach einem eigenen Pferdeparadies. Wir waren ja schließlich die Super-Logisten. Und auch wussten wir doch nach so vielen Jahren „Pferd“ nahezu alles, was es zu wissen gibt – zumindest gingen wir zu jenem Zeitpunkt davon aus.

   
Wie der Zufall es will, wurde in unserem wunderschönen Dorf Besten zu Gahlen ein alter Bauernhof saniert. Und ganz zufällig entflammte auch in einer frisch gebackenen Oma der Wunsch nach einem Leben auf dem Land, um dem Enkelkind so nah wie möglich zu sein.

So brachen wir unsere Zelte in Kirchhellen ab und starteten das Abenteuer „Pferdehaltung in Eigenregie“. Wir nannten unser Paradies „Hof Löwenzahn“ und jeder, der schon einmal viele 10 000 qm Grund und Boden zu pflegen hatte, weiß warum unser Hof so heißt!


Alles sollte so perfekt wie möglich sein. Den Vierbeinern – ein echter Reiter hat schließlich auch einen Hund – sollte es an nichts fehlen. Es wurde geplant, gebaut und angeschafft. So zogen auch direkt zwei kleine Katzen mit ein, um die Mäusepopulation von Anfang an so gering wie möglich zu halten.


Wir erzählen vielen eingefleischten Eigenregisseuren nichts Neues, indem wir uns zugestehen müssen, dass mit dem Projekt „Pferdeparadies“ viele Probleme erst anfingen.

Wie lagert man Heu richtig? Welche Mengen braucht ein Pferd? Stroh oder Späne in die Boxen? Und wohin mit dem anfallenden Pferdemist? Wie erreichen wir eine gute Belüftung ohne Durchzug im Stall? Und wie teuer ist ein Reitplatz? Überhaupt: Wie muss ein ausbruchssicherer Pferdezaun beschaffen sein? Auch die Nummer des Kammerjägers wurde ins private Telefonbuch eingetragen, denn die Katzen waren mit ihren Aufgaben zwar überfordert, duldeten aber gleichzeitig keine Nebenbuhler in ihrem Jagdgebiet.

Neben diesen und anderen „Kleinigkeiten“  - wie entsorge ich den Mist fachgerecht??? - fehlte es an Unterständen für Paddocks und Weiden, Gerätschaften und menschlicher Kraft, um allen Aufgaben und Problemen gerecht werden zu können. Die Pferde sollten nicht länger als sechs Stunden ohne Nahrung und möglichst lange an der frischen Luft sein. Heute kennen wir nahezu alle Möglichkeiten der Raufenfütterung – wir haben wohl die meisten selbst ausprobiert – und konnten unter unseren Gegebenheiten eine Heu- und Wiesenfütterung erreichen, die den Pferdedarm schont. Daran, dass die individuelle und bedarfsgerechte Pferdefütterung bis heute ein „Dauerbrenner“ ist, hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert. Auch leben nicht mehr alle Pferde in den Innenställen, sondern sind in ihre Freiluft-Villen umgezogen.

Unsere Ställe und die Anlage rundum blitzen vor Sauberkeit – im Gegensatz zu unseren eigenen Wohnstuben -.

Die meiste Zeit verbrachten wir nämlich nun in unserem Pferdeparadies oder auf der Arbeit in Schulen oder sozialen Einrichtungen. Denn eins war von Anfang an klar: Pferdehaltung nach unseren Vorstellungen war und ist vor allem eins: Teuer! Aber wir hatten ja Ideen: Reitunterricht erteilen!!!

Unser Pferdeparadies verfügte noch über „freie Kapazitäten“ und Shettys sind ja so niedlich, so zogen im Sommer 2002 noch vier kleine Rabauken auf unseren Hof: Schecke Gismo, Mutterstute Suse, Minimodell Sam und „die dicke Dana“.
Vier zum Preis von dreien, denn Suse war in einem derartig desaströsen gesundheitlichen Zustand, dass wir nicht wussten, ob sie den folgenden Winter überlebt. Heute erfreut sie sich guter Gesundheit. Und mit jedem Jahr wird sie schöner!



Nun konnten wir endlich auch den `Immenhoftraum` angehen, denn mit den vielen kleinen `vierbeinigen Rackern` wurden auch die kleinen Zweibeiner auf unseren Hof aufmerksam. Von nun an boten wir Themengeburtstage, Ferienaufenthalte mit Pferdepflege, Ponyreiten, Heuübernachtung,  Lagerfeuer, Stockbrotbacken usw. usw. an, denn die vielen Tiere mussten versorgt, beschäftigt und einfach nur geliebt werden. Sie waren für diese Aufgaben wie geschaffen und führten sie bravourös aus.



Dass Dana nicht nur schlichtweg fett war, sondern in ihrem Leib ein Fohlen heranwuchs, ahnten wir zwar. Als aber dieses Pferdekind im Oktober 2002 das Licht der Welt erblickte, war die Überraschung dennoch groß – vor allem deswegen, weil wir nun um eine Verantwortung reicher waren: Unser erstes Flaschenkind. Dieses Pferdchen wollte leben – mit oder ohne Muttermilch! Und so kam es, dass die Nächte noch mal um einiges kürzer, die Tage dafür umso länger wurden. Dina hat sich zu einer wunderschönen Diva gemausert.


Im Sommer 2003 wurde uns dann noch Ponywallach Samson angeboten, den wir natürlich nicht abgelehnt haben, weil eine gerade Anzahl an Mitgliedern einer Herde immer günstiger ist.

Im Sommer 2009 folgte Alaska unserer Alana nach kurzer, schwerer Krankheit auf die Große Grüne Wiese. Wir sind uns sicher, dass beide dort ihren Spaß haben.

Das Schicksal hat uns im selben Jahr Islandstute Vala gesandt, eine junge Frohnatur, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Endlich hatte Dorina wieder eine Partnerin, und die Freude an diesem Pferd konnte die Trauer ein Stück weit überlagern.

Und zum ersten Mal haben wir nun mehr als „nur“ neun Pferde unter unserer Obhut: Im Sommer 2010, fast genau ein Jahr nach Alaskas Tod, ist Lacera, eine junge Andalusier-Mix-Stute zu uns gekommen. Endlich hat jeder Mensch in unserem Paradies wieder seinen persönlichen Freund!